Wachte mitten in der Nacht auf
mit einem Gefühl unendlicher und grenzenloser Kraft.
Es war nicht die Kraft, die Wollen und Verlangen aufgebaut haben,
sondern die Kraft, die in einem Fluss, in einem Berg,
in einem Baum vorhanden ist.
Sie ist im Menschen, wenn jede Form von Verlangen und Wollen
vollkommen aufgehört hat.
Sie hat keinen Wert, keinen Vorteil für einen Menschen,
doch ohne sie existiert der Mensch nicht,
auch nicht der Baum.
Das Handeln des Menschen ist Wahl und Wille,
und in solchem Handeln herrschen Widerspruch und Konflikt
und somit Leid.
All dieses Handeln hat eine Ursache, ein Motiv,
und daher ist es Reaktion.
Das Handeln dieser Kraft hat keine Ursache, kein Motiv
und ist daher grenzenlos
und das innerste Wesen.
…
Unsere Augen und unser Gehirn
registrieren die äusseren Dinge, Bäume, Berge, reissende Flüsse;
sammeln Wissen, Techniken und so weiter.
Mit diesen Augen und diesem Gehirn,
die geschult sind, zu beobachten, zu wählen, zu rechtfertigen,
wenden wir uns nach innen, erkennen Objekte, entwickeln Ideen,
die in eine vernünftige Ordnung gebracht werden.
Dieser Blick nach innen reicht nicht sehr weit,
denn er ist noch immer innerhalb der Grenzen
seiner eigenen Beobachtung und Vernunft.
Dieser Blick nach innen ist noch immer der Blick nach aussen,
und daher besteht kein grosser Unterschied zwischen den beiden.
Aber es gibt eine innere Beobachtung,
die nicht die nach innen gerichtete äussere Beobachtung ist.
Das Gehirn und das Auge, die nur teilweise beobachten,
verstehen nicht das totale Sehen.
Sie müssen vollkommen lebendig sein und doch still;
sie müssen aufhören, zu wählen und zu urteilen,
sondern passiv gewahr sein.
Dann geschiet das innere Sehen ohne die Grenzen von Zeit-Raum.
In diesem Blitz wird eine neue Wahrnehmung geboren.
– Jiddu Krischnamurti, Das Notizbuch