Meine Seeele, wo bist du? Hörst du mich?
Ich spreche, ich rufe dich – bist du da?
Ich bin wiedergekehrt, ich bin wieder da
– ich habe alle Länder Staub von meinen Füssen geschüttelt
und bin zu dir gekommen,
ich bin bei dir; nach langer Jahre langer Wanderung
bin ich wiederum zu dir gekommen.
Soll ich dier erzählen,
was ich alles geschaut, erlebt, in mich getrunken habe?
Oder willst du nichts hören
von all jenem Geräuschvollen des Lebens und der Welt?
Aber eins musst du wissen:
Das Eine habe ich gelernt,
dass man nämlich dieses Leben leben muss.
Dieses Leben ist der Weg,
der längst gesuchte Weg zum Unfassbaren,
das wir göttlich nennen.
Es gibt keinen anderen Weg.
Alle anderen Wege sind Irrpfade.
Ich fand den rechten Weg,
er führte mich zu dir, zu meiner Seele.
Ich kehre wieder, ausgeglüht und gereinigt.
Gib mir deine Hand, meine fast vergessene Seele.
Welche Wärme der Freude, dich wiederzusehen,
dich längst verleugnete Seele.
Meine Seele, mit dir soll meine Reise weitergehen.
Mit dir will ich wandern und aufsteigen
zu meiner Einsamkeit.
C. G. Jung
Bild: Septem Sermones ad Mortous, Liber Novus, C. G. Jung
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Autor: Karaviro
Gustav Klimt – Medicine
Das Neue,
dass die Welt braucht,
um geheilt zu werden.
Wird nicht mehrheitsfähig sein,
es wird unbekannt
und verborgen sein.
Es wird nicht
an grossen Personen
erkennbar werden,
nachgefolgt werden können.
Wir müssen dafür
nichts tun,
nichts wandeln,
nichts werden.
Das Patriarchat und das Matriarchat
haben ausgedient.
Das mechanische Weltverständnis
hat ausgedient.
Die neue Zeit wird angebrochen,
durch unbekannte und verborgene
Menschen.
Welche nichts erklären,
keine Lösungen präsentieren,
den Weg nicht vorbahnen.
Das Neue ist frei, echt
und organisch.
Menschen, welche das Tao
leben und verkörpern.
Jeden Tag aufs Neue,
immer wieder von vorne,
wie Sisyphus.
Es wird keinen Kampf geben,
der Schmetterling wird
unverhofft und ohne Vorzeichen
aus Imagozellen geboren
und wir werden staunen.
Wie in der Geburt,
wie in der heilenden Lebenskraft,
wie im Tod
werden wir staunen
und leben.
Gustav Klimt «Medicine»
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Die Ebene des Noch-Nicht
Die Einheit der Realität
kann nur erfahren werden,
sie kann nicht verstanden werden.
Das Organ, mit dem ich
diese Einheit erfahre,
heisst Seele.
Und ich bin hier,
um Getrenntheit zu erfahren,
die äussersten Pole davon
und das unendliche Farbenspektrum dazwischen.
Nicht Etwas ist besser oder schlechter.
Nicht eine Handlung macht etwas besser oder schlechter.
Ich bin nicht hier, um zu bewerten.
Sondern, um Liebe und die Erfahrung ihrer Absenz zu erleben,
Unzählige Realitäten und Abgründe zu erfahren.
Das Leben schmerzt und lässt Freude erfahren.
Dieses Leben ist eine Seelenschule
und mein Körper ist das Klassenzimmer.
Meine Seele ist gerufen,
aus der unmanifesten Ebene des Noch-Nicht
kreativ und in «communio» mit allem
Existenz zu erschaffen und zu zerstören.
Sie ist frei Grenzen zu ziehen und zu trennen
oder in den Überfluss der Lebensquelle einzutauchen.
Erst wenn eine kritische Zahl an empfindsamen Wesen
diese ontologische Wende vollzieht,
Wird das Reich der Himmel,
welches immer schon nahe war,
in uns lebt und uns erhält,
auch äussere «körperliche» Realität.
Menschenbruder Karaviro
#kapuzinerkloster #rapperswil
Eine Stille die alle Bewegung beinhaltet.
Wachte mitten in der Nacht auf
mit einem Gefühl unendlicher und grenzenloser Kraft.
Es war nicht die Kraft, die Wollen und Verlangen aufgebaut haben,
sondern die Kraft, die in einem Fluss, in einem Berg,
in einem Baum vorhanden ist.
Sie ist im Menschen, wenn jede Form von Verlangen und Wollen
vollkommen aufgehört hat.
Sie hat keinen Wert, keinen Vorteil für einen Menschen,
doch ohne sie existiert der Mensch nicht,
auch nicht der Baum.
Das Handeln des Menschen ist Wahl und Wille,
und in solchem Handeln herrschen Widerspruch und Konflikt
und somit Leid.
All dieses Handeln hat eine Ursache, ein Motiv,
und daher ist es Reaktion.
Das Handeln dieser Kraft hat keine Ursache, kein Motiv
und ist daher grenzenlos
und das innerste Wesen.
…
Unsere Augen und unser Gehirn
registrieren die äusseren Dinge, Bäume, Berge, reissende Flüsse;
sammeln Wissen, Techniken und so weiter.
Mit diesen Augen und diesem Gehirn,
die geschult sind, zu beobachten, zu wählen, zu rechtfertigen,
wenden wir uns nach innen, erkennen Objekte, entwickeln Ideen,
die in eine vernünftige Ordnung gebracht werden.
Dieser Blick nach innen reicht nicht sehr weit,
denn er ist noch immer innerhalb der Grenzen
seiner eigenen Beobachtung und Vernunft.
Dieser Blick nach innen ist noch immer der Blick nach aussen,
und daher besteht kein grosser Unterschied zwischen den beiden.
Aber es gibt eine innere Beobachtung,
die nicht die nach innen gerichtete äussere Beobachtung ist.
Das Gehirn und das Auge, die nur teilweise beobachten,
verstehen nicht das totale Sehen.
Sie müssen vollkommen lebendig sein und doch still;
sie müssen aufhören, zu wählen und zu urteilen,
sondern passiv gewahr sein.
Dann geschiet das innere Sehen ohne die Grenzen von Zeit-Raum.
In diesem Blitz wird eine neue Wahrnehmung geboren.
– Jiddu Krischnamurti, Das Notizbuch
Lebenstraum
Umarmt von Freunden lebe wir ein Abenteuer,
Geraten an Unscheinbarem in Verzückung,
So wie es nur Kinder können.
Wir leben in lachender Freiheit,
Tränen der Berührbarkeit
gleiten unsere Wange herab.
Oh welch Zauber, welche Musik
in unseren Augen!
Wir leben mutig, offen und wach,
die Einladung zum Tanz des Lebens
geht nicht unbemerkt an uns vorbei.
Die Sonne berstet aus unseren Herzen
und unser Lachen wird selbstvergessen tödlich
das Ende unserer Einsamkeit.
– Menschenbruder Karaviro
02. Oktober 2018, Internationaler Tag der Gewaltlosigkeit,
Geburtstag von Mahatma Gandhi
#internationaldayofpeace #mahatmagandhi #transition #dream
#life #love
Zuhören wie Momo
Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher sagen,
zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum.
Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen.
Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie sass nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose und unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. So konnte Momo zuhören!
Einmal brachte ihr ein kleiner Junge seinen Kanarienvogel, der nicht singen wollte. Das war eine viel schwerere Aufgabe für Momo. Sie musste ihm eine ganze Woche lang zuhören, bis er endlich wieder zu trillern und zu jubilieren begann.
Momo hörte allen zu, den Hunden und den Katzen, den Grillen und Kröten, ja sogar dem Regen und dem Wind in den Bäumen. Und alles sprach zu ihr auf seine Weise.
An manchen Abenden, wenn alle ihre Freunde nach Hause gegangen waren, sass sie noch lange allein in dem großen steinernen Rund des alten Theaters, über dem sich der sternenfunkelnde Himmel wölbte, und lauschte einfach auf die große Stille. Dann kam es ihr so vor, als sässe sie mitten in einer grossen Ohrmuschel, die in die Sternenwelt hinaushorchte. Und es war ihr, als höre sie eine leise und doch gewaltige Musik, die ihr ganz seltsam zu Herzen ging.
– Michael Ende
#momo #zuhören #aktiveszuhören #heilen #gewaltfreiekommunikation #michaelende
Hier entsteht eine Knospe aus dem Samen des Seelenbaumes. Alles ist Vorbereitet.
«Man muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann, alles ist austragen – und dann gebären…»
„Ich“ habe keine Angst und Sorgen
und muss nicht verkrampft um etwas kämpfen,
alles liegt bereit. Ich bin nicht der bestimmende Teil der Gegenwart, ich bin ein umsorgter Samen.
«Ich» lade das Universum ein, meinen Samen mit zu gestalten. Die kreative Schöpferkraft ist ein Poly-log. Die Auslese der Samen liegt aber nicht in meiner Hand. Wenn „ich“ für die universelle Intention arbeite und füreinander Mehrwert schaffe, dann arbeite „ich“ Hand in Hand mit der ganzen Existenz.
«Ich» habe keine Angst und Sorgen, dass das was ich darbringe und vorstelle nicht genügt. Ich kann nur geben was ich habe und das reicht allemal.
Wenn „ich“ frage, mich öffne, bekomme „ich“ Hinweise und Antworten.
Das Universum ermöglicht (andere) Wege und öffnet Türen.
„Ich“ trage keine Erwartungen, sondern bin dankbar und glücklich.
„Ich“ sehe den Ozean im Gegenüber und würdige diesen. Ich sehe den Zauber und höre die Musik in ihren/seinen Augen.
„Ich“ liebe meinen Körper natürlich und lebe meine Gedanken ehrlich.
Es gibt nur die Gegenwart, in ihr bin ich verbunden mit der heilenden Lebenskraft. Nehme ich das Gegenwärtige an, sehe ich daran was gut ist? Bin ich noch fähig darin Liebe und Freude zu leben?
Ist dir bewusst, dass irgendwo in diesem Universum das Reich der Himmel Wirklichkeit ist und die Wesen dort in Liebe und im Einklang mit den Kräften des Lebens leben?
#mantra #mantras
Alles beginnt und endet mit deiner Seele
„Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf,
das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“
Die heilende Intention,
die Quelle unserer Existenz
kann nicht Platz unter einem irdischen Dach,
in einem Gedanken finden
oder von einem Wort getragen werden.
Das «Haus» ist unsere Erde, ja die ganze Existenz.
Und in der Liebe die wir füreinander leben,
kann Gott bei uns Wohnung finden.
Die «Herausgerufenen» sind alle empfindsamen Wesen,
alle Völker dieser Welt!
“Nicht wir sind es, die nach dem Sinn des Lebens fragen
– das Leben ist es, das Fragen stellt,
‹uns ruft – wir sind die gerufenen!›
Wir sind die, die da zu antworten haben,
Antwort zu geben haben auf die ständige,
stündliche Frage des Lebens, auf die “Lebensfragen”.
Leben selbst heisst nichts anderes als Befragt-sein,
all unser Sein ist nichts weiter als ein Antworten
– ein Ver-Antworten des Lebens …” (Viktor Frankl)
Dieses Leben ist ein ungeschuldetes
und freies Geschenk Gottes.
Ein Geschenk dessen Überfluss nicht versiegen kann.
Die Quelle der heilenden Lebenskraft
ist unser ewiges Zuhause,
das unberührbar von unseren Verfehlungen
immer bereit steht.
Wie duftender Kaffe
der frisch auf dem Herd steht
und warm-süssliches Gebäck im Ofen –
So liebevoll kann keine Mutter dein Kissen bereiten.
In tränenreichster Gebrochenheit
sind wir dort angenommen und geliebt.
Aber, wir sind einander Henker, Mutter, Vater,
Schwester, Bruder, Freundin und Fremder.
All das ist zu finden in franziskanscher Armut,
barfuss im Wald, auf steinigen Liegestätten.
– Menschenbruder Karaviro